Hi, mein Name ist Dominik. Für gewöhnlich nennen mich meine Freunde Dom oder Domi 12 Jahre lang war ich gefangen in Angst und hatte ziemlich heftige Panikattacken.
Ein „normales“ Leben zu führen, war bis vor 2 Jahren undenkbar für mich. Egal wann, egal wo – in der Uni, beim Autofahren, im Kino, beim Essen, während des Grillens, bei der Arbeit, bei Freunden, in der Sauna, im Fitnessstudio, beim Fernsehen, beim Weggehen, im Urlaub, im Café, beim Radfahren, beim Sport, beim Spazierengehen im Wald, im Kreissaal bei der Geburt meiner ersten Tochter – ich hatte fast schon überall und bei jeder Aktivität eine Panikattacke.
Meine erste Panikattacke hatte ich im Jahr 2012. Diese war so heftig, dass ich geglaubt hatte, ich sterbe während des Sterbens. Heute bin ich das blühende Leben – voller Energie, Vitalität, Ideenreichtum, Tatendrang, Impulsen. Ich könnte die Welt aus den Angeln reißen, so gut geht es mir. Ich genieße das Leben in vollen Zügen, habe zwei Töchter, denen ich beim Aufwachsen zusehen darf, die ich begleiten darf auf ihren Wegen, mit denen ich die coolste Zeit meines Lebens verbringe und die von mir (hoffentlich) Impulse bekommen, die sie im Leben weiterbringen.
Kurzum, ich liebe mein Leben und freue mich über jede Begegnung, jeden Moment, jedes „Hallo“ auf der Straße, jeden Sonnenuntergang, jedes Gassigehen mit meinem Hund und jede Zeit zu zweit mit meiner Freundin, jedes Grillen und Beisammensein mit meinen Eltern und Freunden, jeder Tierparkbesuch, jedes in den Kindergarten-Bringen meiner Kinder. Hätte mir zwischen 2012 und 2022 jedoch jemand gesagt, dass ich eine solche Freude im Leben haben könnte, hätte ich ihn ausgelacht. Ich hätte es nicht nur für unmöglich gehalten, sondern war ich mir ziemlich sicher, dass ich kein weiteres Jahr überleben würde. So heftig waren meine Panikattacken. Ich war gefangen in einem Teufelskreis, einer Parallelwelt, die so übel war, dass ich sie meinem schlimmsten Feind (falls ich diesen hätte) nicht wünschen würde.
Ein bisschen weiter unten beschreibe ich ein paar meiner heftigsten Panikattacken, meine erste und die, die mich fast um mein Leben gebracht hätten. Panikattacken sind wirklich kein Witz, nichts, das man auf die leichte Schulter nehmen kann – sie sind wirklich die Hölle. So in etwa, wie Panikattacken stelle ich es mir vor, wenn man ertrinkt. Begleitet wurden meine Panikattacken von Derealisierungen und Depersonalisierungen. Das ist ein Zustand, der vielleicht sogar noch übler ist als die Panikattacken selbst. Jedes Mal nach einer Panikattacke fühlte ich für mehrere Wochen so, als wäre ich nicht mehr am Leben, als hätte ich keinen Einfluss mehr auf mein Leben, als würde ich „fremdgesteuert“ werden. Alles fühlte sich surreal an, so weit weg, als würde über meine Welt eine Glasglocke gesetzt worden sein. Alles war dumpf – mein Empfinden, mein Geschmack, meine Wahrnehmung – alles. Es fühlte sich so an, als würde ein Film vor meinen Augen ablaufen und ich wäre zwar mittendrin, könnte jedoch nicht aktiv werden. Echt scheiße, dieses Gefühl einer Derealisierung.
Sogar zweimal hatte ich von meinen Panikattacken eine Depersonalisierung davongetragen. Ich hab in den Spiegel geschaut und mich selbst nicht mehr erkannt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies nicht mehr weit von einer Schizophrenie ist, wenn man so empfindet, fühlt und sich selbst nicht mehr kennt.
Über 4 Jahre hinweg bin ich von einem Arzt zum nächsten gelaufen, wurde vollgepumpt mit Antidepressiva (Citalopram). Jeder hat Tests an mir durchgeführt – jeder hatte nur eine und die gleiche Lösung – Pharmazeutika. Ich bin von einer Gesprächstherapie zur nächsten – hab mich an jedem Strohhalm festgeklammert, den ich irgendwie greifen konnte. Jedes Mal, wenn ich aus der Gesprächstherapie raus bin, habe ich spätestens 2 Stunden darauf eine harte Panikattacke bekommen. Wie ich es bereits auf der Startseite geschildert habe – Gesprächstherapie war für mich das Schlimmste. Die, die mir da gegenüber saßen, kannten Panikattacken, Derealisierungen und Depersonalisierungen in der Theorie, verstanden jedoch weder die kausalen Zusammenhänge, geschweige denn, wie sich das Ganze im echten Leben, am eigenen Leib anfühlt.
Während die Gesprächstherapien überhaupt nichts brachten, haben mich die Antidepressiva in einen schläfrigen Zustand versetzt, Gefühle hatte ich keine mehr, außer Hunger und Durst. Ich war die ganze Zeit in so einer Art Delirium. Ich hab weder Angst noch Freude empfunden. Haben sie das eigentliche Problem gelöst? Nein, im Gegenteil. Sie haben meine Derealisierungen nur noch schlimmer gemacht. Zudem wurde ich richtig, richtig dick – scheinbar ein Nebeneffekt von Antidepressiva.
Im Grunde habe ich mich von einem Tag zum anderen gekämpft. Morgens dachte ich schon an den Abend, an dem ich endlich wieder ins Bett gehen konnte. Der Tag war die Hölle auf Erden für mich. Am Abend wurde es immer ein wenig besser. Ich will ehrlich zu dir sein: Wenn du eine so lange Zeit mit Panikattacken und Derealisierungen konfrontiert wirst, denkst du nicht nur einmal darüber nach, aufzugeben. Was der Auslöser meiner Panikattacken war, weiß ich heute. Damals wusste ich das nicht. Ich hatte alles und jeden dafür verantwortlich gemacht – meine toxische Beziehung, den Tod meines besten Freundes mit 18 Jahren, mein Studium, usw. Heute weiß ich es besser.
Ich könnte 10 Bücher mit meinen Erfahrungen füllen und zusätzlich dazu 5 Filme abdrehen und ich hätte noch nicht alles über meine Panikattacken, meine Erkenntnisse, meine Erfahrungen, meinen Weg und meine Geschichte gesagt. Das für mich Wichtigste jedoch – neben dem, dass es mir heute fabelhaft geht – ist, dass ich meine Geschichte, meine Erkenntnisse, meine Impulse mit Menschen teilen möchte, die mit genau dem Gleichen konfrontiert werden. Ich habe mich selbst aus der Scheiße herausgekämpft, habe jedem Außenstehenden, der mir versucht hat zu helfen, mein Vertrauen entzogen, da es niemand geschafft hat.
Ich kam an einen Punkt in meinem Leben, wo es einfach nicht mehr weiterging. Ich war platt und ausgelaugt. Mein Körper war kurz davor, aufzugeben. Mein psychisches Leiden wurde 2020 durch körperliches ergänzt. Ich bekam die Diagnose, dass ich an einer schweren Autoimmunerkrankung leide. Heute weiß ich, dass das Körperliche kommen musste, da ich mit dem Psychischen so lange gekämpft hatte, ohne dass ich das Problem bei der Wurzel angegangen bin. Ignorierst du deine Psyche, dann kommt es, wie es kommen muss, und neben deinem Kopf geht auch dein Körper daran zugrunde.
Ich hatte eigentlich keine Energie mehr für meinen „letzten Kampf“, habe jedoch alles auf eine Karte gesetzt und bin das Ganze selbst angegangen. Nach und nach – und nachdem ich festgestellt habe, dass es besser wird – kam meine Energie zurück, die Panikattacken wurden weniger, ich wurde fitter und glücklicher. Ich habe jedes Buch, jede Studie gelesen, die ich zu meinen Herausforderungen finden konnte. Habe hunderte Stunden YouTube-Videos geschaut, hunderte Stunden Podcasts gehört und unzählige Stunden mit Leuten gesprochen, die auch unter Panikattacken leiden oder litten.
Schließlich kam der Tag, an dem ich frei von Angst und Panik war. Dies ging nicht von heute auf morgen. Es war ein Prozess, jeden Tag einen kleinen Schritt in die richtige Richtung. Heute empfinde ich von ganzem Herzen eine tief verbundene Dankbarkeit für mein Leben, aber auch für meinen Weg, den ich gehen durfte/musste. Und genau diesen Weg, den ich gegangen bin – raus aus der Angst und Panik – möchte ich mit dir teilen.
„Ich dachte, ich würde während ich sterbe, sterben und würde mir selbst dabei zusehen“
Meine erste Panikattacke hatte ich im März 2012. Ich war mit einer Freundin von mir Essen und anschließend haben wir uns bei ihr einen Film angeschaut. Ich kann mich noch genau an den Abend erinnern. Sie saß auf einem Sessel und ich auf einer Zweisitzer-Couch. Der Film, den wir uns angeschaut hatten war „Project X“. Nicht mal einen Monat zuvor, hatte ich mich von meiner damaligen Freundin getrennt und war noch dabei der Beziehung etwas nachzutrauern. Schließlich hatten wir beide, obwohl wir gerade einmal 20 Jahre alt waren, einiges zusammen durchgemacht. Ich habe meinen besten Freund bei einem tragischen Autounfall mit 18 Jahren verloren und sie kurze Zeit darauf ihre Mama bei einem Autounfall. Trotzdem war für mich klar, dass wir beide zusammen nicht glücklich werden würden. So beendete ich eben einen Monat vor meiner ersten Panikattacke die Beziehung. Diese Zeit 2012 war im Großen und Ganzen keine einfache für mich, da alles Schlag auf Schlag passierte. Erst starb mein bester Freund, dann die Mama meiner Freundin und kurze Zeit darauf nahm sich der Papa meines besten Freundes das Leben. Zugleich war ich mit meinem Studium komplett überfordert, wohnte das erste Mal alleine in einer mir fremden Stadt und war ein bisschen planlos unterwegs. Meine Kindheit war der Hammer, bis auf eine kleine Unebenheit. Ich wurde von meiner Mama in der und durch die Angst erzogen. Meine Mama hatte vor Allem Angst. Selbst wenn ich einen kleinen roten Fleck auf der Haut hatte, fuhr sie mit mir sofort zum Arzt. Auch beim Thema Geld hatten meine Eltern ständig Angst zu wenig zu haben, nicht ausreichend davon zu besitzen und zu wenig zu verdienen. Dies zu erwähnen ist extrem wichtig, da mein Angstsystem bereits in jungen Jahren „manipuliert“ bzw. falsch „programmiert“ wurde. Aber nun zurück zum Abend meiner ersten Panikattacke. Wir saßen also da, unterhielten uns und schauten den Film. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, wurde mir leicht schwindelig. Irgendwie fühlte sich alles auf einen Schlag komisch an. Mein Blick richtete sich nach Innen, ich nahm nur noch ein paar wenige Sachen um mich herum wahr. Das Atmen fiel mir immer schwerer und mein Herz begann stärker und stärker zu klopfen. Ich wurde immer unruhiger und hatte echt Angst, dass ich einen Herzinfarkt bekomme. Als logische Konsequenz schlug mein Herz immer schneller und schneller, mir wurde immer schwindeliger und schwindeliger und plötzlich verlor ich die komplette Kontrolle über mich und meine Gedanken. Ich dachte ich wäre weg, bewusstlos. Immer wieder – ich weiß nicht wie oft – konnte ich jedoch wieder kurz einen klaren Gedanken fassen und wusste somit, dass ich doch noch da war. Meine Freundin lief sofort los und holte mir einen Beutel tiefgefrorene Bohnen die sie mir in den Nacken legte. Ich beruhigte mich ein wenig doch kurze Zeit später war ich wieder im Tunnel. Ich war fest der Annahme, dass ich in dieser Nacht sterben müsste. Es war alles so surreal, fremd und auf eine völlig verrückte Art und Weise schmerzhaft, dass ich dachte und das Gefühl hatte ich würde während ich sterbe, sterben und würde mir selbst dabei immer wieder für einen kurzen Moment zusehen. Die Angst potenzierte sich immer mehr. Ich war wie in eine Parallelwelt gezogen, von der ich dachte, dass ich da nie wieder rauskommen würde. Es fällt mir ein wenig schwer das alles exakt zu beschreiben, da ich ja immer wieder dachte bzw. das Gefühl hatte, dass ich nicht mehr bei Bewusstsein sei. Diese Symptome aus Bewusstseinsverlust für meine Umgebung und meine Gedanken, Realitätsverlust, Wahrnehmungsverzerrungen, Schwindel, Herzrasen, keinen klaren Gedanken fassen zu können, Atemnot, Schmerzen in Brust, Armen und Beinen hielt, mit kurzen Pausen, ca. 1 Stunde an. Nach dieser Stunde der Tortur wurde mir plötzlich eiskalt. Wirklich eiskalt. Mein Körper fühlte sich an, wie ein Eisklumpen. Mein Herzschlag beruhigte sich und meine Atemfrequenz wurde langsamer. Ein Gefühl der vollkommenen Entspannung überkam mich. Eine solche Entspannung (ja ich weiß das Heute noch und es ist mir auch immer noch ein wenig unangenehm das zu sagen), dass ich meine Abgase und mein Wasserlassen nicht mehr unter Kontrolle hatte. Ich musste, ohne es kontrollieren zu können, ständig einen Fahren lassen und hab auch auf die Couch genässt. Einen klaren Gedanken fassen konnte ich immer noch nicht, meinen Körper gespürt habe ich auch nicht wirklich aber die Stunde der Tortur hat meinen Körper scheinbar so fertig gemacht, dass dieser mir die völlige Kontrolle entzog. Er tat nur noch das, was „gut“ für ihn war. Das war wirklich krass und die übelste Erfahrung, die ich bis dahin gemacht habe. Es sollte jedoch noch schlimmer werden aber dazu mehr weiter unten. Am nächsten Morgen (es war bereits Mittag) fühlte ich mich, als hätte mich ein 10-Tonner überrollt. Ich wusste ehrlich gesagt auch nicht, ob ich noch auf der mir bekannten Welt bin oder in einer Parallelwelt. Es fühlte sich alles so komisch an. Meine Freundin saß im Übrigen die gesamte Nacht neben mir und telefonierte 2 Stunden lang mit dem Notruf, dem sie meinen Zustand beschrieben hatte. Der wusste selbstverständlich sofort was los war – „Ihr Freund hat eine üble Panikattacke, kein Grund zur Sorge, davon stirbt er nicht. Die sind „nur“ übel für ihn im Moment. Kein Grund zur Besorgnis!“ Während ich dachte, „ich würde während ich sterbe, sterben und würde mir selbst dabei zusehen!“
Meine gefährlichste und auch eine meiner letzten Panikattacken, hatte ich im Mai 2021. Heute weiß ich, weshalb diese Panikattacke so heftig ausgefallen war. Eine höhere Macht, wollte mir nochmals final zeigen, dass ich an meinem Weg festhalten soll und was ich dadurch alles meistern konnte ohne wieder leichtsinnig zu werden und aufzugeben. Die Panikattacke im Mai 2021 war so krass, dass ich wirklich fast gestorben wäre. Ich stand draußen beim Grillen (eine meiner großen Leidenschaften) und plötzlich, so wie fast jede Panikattacke von mir anfing, Gedankenkreisen, von einer auf die andere Sekunde alles surreal-fremd, mein Blick zentriert sich nach Innen, die Geräusche um mich herum nehme ich nicht mehr wahr, ich höre nur noch mich selbst/ meine Gedanken und meinen Herzschlag. Statt mich auf meine Innere Kraft zu verlassen, wurde ich unruhig, bekam Angst und setzte somit das „Teufelsrad“ in Bewegung. Alles was ich bis dahin gelernt hatte, schien ich vergessen zu haben. Ich hörte nur noch mein Herz klopfen, mein Atem wurde schneller und schneller, mein Herz raste. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Kompletter Verlust für die Realität setzte ein. Ich begann zu laufen. Raus aus unserem Garten über die Felder. Ich lief immer weiter und weiter voller Panik. Das Schlimme daran war ich kannte die Felder über die ich lief normalerweise in- und auswendig. Da ich aber komplett ohne Kontrolle über meinen Geist und meinen Körper war und ein völliger Realitätsverlust einsetzte, wusste ich nicht mehr wo ich war. Ich lief und lief. Sobald das Herzrasen ein wenig nachgab und ich stehen blieb fragte ich mich immer und immer wieder wie ich hierher gekommen bin. Es fühlte sich an als sprang ich in der Zeit. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wie ich von A nach B kam. Ich wusste auch nicht wo und auf welchem Feld ich mich aufhielt. Alles was ich spürte war dieses brutale Herzklopfen und mein extremer Atem. Ich lief immer weiter und weiter. Plötzlich ein extrem lautes Geräusch. Ein schrillendes Hupen. Ich war direkt vor einen Traktor gelaufen. Um Haaresbreite hat er mich zusammengefahren. Langsam kam ich wieder zu mir. Mein Herzschlag beruhigte sich, meine Atemfrequenz normalisierte. Nach ca. 30-45 Minuten wusste ich auch wieder, wo ich war. Die Realität baute sich wieder zusammen! Mir wurde eiskalt, alles fühlte sich leicht, entspannt aber fremd an. Ich kam nach Hause und sagte zu meiner Freundin, die mich fragte wo ich so lange war und warum ich einfach den Grill alleine ließe: „Ich bin müde, einfach nur müde!“
Meine heftigste Panikattacke hatte ich zu Hause, in unserer Wohnung. Diese Panikattacke war so heftig, dass ich über 3 Monate danach mit Derealisierung und Depersonalisierungs-Störungen zu kämpfen hatte. Ich dachte danach wirklich, ich würde Schizophren werden. Ich kam an einem heißen Tag, am Abend von einem stressigen Arbeitstag nach Hause und blieb noch ein wenig im Auto sitzen, da ich mir zwei Sprachnachrichten anhörte. Als ich ausstieg, spürte ich einen übertriebenen Schwindel. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, drehte sich alles um mich herum. Ich schleppte mich in die Wohnung und verlor die komplette Kontrolle. Ich konnte nicht mal mehr meinen Mund spüren – der war komplett taub. Ich rief meiner Freundin, sie müsse sofort einen Krankenwagen rufen. Mein Herz schlug so stark, dass ich Ohrenschmerzen davon bekam. Meine Ohren taten weh, als würde mir jemand ein Messer in beide Ohren rammen. Mir zog es den Boden unter den Füßen weg und ich fiel auf die Couch. Innerlich und mir selbst sagend, schloß ich Frieden und dachte, dass es jetzt wirklich vorbei sei. Mein Herz schlug immer schneller und schneller. Meine Atmung war dieses mal nicht schnell, sondern flach. Mir wurde immer und immer wieder schwarz vor Augen (rückwirkend erzählte mir meine Freundin, dass ich die Augen ganz normal offen hatte und auf der Couch saß). Meine Freundin wusste natürlich, dass ich unter Panikattacken litt und versuchte mich zu beruhigen. Jeder Beruhigungsversuch war jedoch nutzlos. Ich flehte sie an, den Notruf zu wählen, weil ich mir sicher sei, dass ich gleich sterben würde. So einen Schmerz in Armen, Beinen und im Brustkorb, wie an diesem Abend, hatte ich zuvor bei einer Panikattacke noch nicht gespürt. Mein Herz schlug noch schneller und meine Ohren taten noch mehr weh. Plötzlich stand ich von der Couch auf und lief in der Wohnung umher. Ich lief immer wieder vor den Spiegel im Badezimmer und fragte mich, wer der Mann da im Spiegel sei. Ich konnte mich nicht beruhigen. Ich fühlte solch eine Panik in mir, wie ich sie noch nie zuvor gespürt hatte. Ich schrie meine Freundin an, sie solle jetzt sofort den Krankenwagen bestellen, wenn sie nicht will, dass ich sterbe. Ca. 20 Minuten später kam der Krankenwagen mit Blaulicht in unsere Einfahrt gefahren. Von dem Moment an, als ich den Krankenwagen sah, normalisierte sich mein Herzschlag schlagartig. Meine Atmung wurde ebenso wieder normal. Was mein Körper an diesem Abend jedoch durchmachte, war einfach nur brutal. Es läutete an der Tür und die Sanitäter kamen ins Haus. Sie kontrollierten meinen Blutdruck und meinen Puls. Beides war im Normalbereich. Mir wurde eiskalt, mein Körper entspannte sich und ich legte mich Schlafen. Am nächsten Morgen fühlte sich alles anders als sonst an. Ich blickte in den Spiegel und wusste nicht, wer mir entgegenblickte. Ich war wie „ferngesteuert“, als hätte man mir die Fähigkeit der aktiven Kontrolle über mein Leben entzogen. Drei lange Monate hielten diese Derealisierungs- und Depersonalisierungs-Zustände mich gefangen.
Wie ich bereits oben beschrieben habe, habe ich lange Zeit und mehrmals unter starken Derealisierungen gelitten. Die Derealisierungen wurden nachweislich durch meine Angstzustände und Panikattacken ausgelöst.
Derealisierung ist ein Zustand, in dem die Wahrnehmung der Außenwelt verzerrt oder verändert wird, sodass sie sich unreal oder fern anfühlt. Während meiner Derealisierungen, habe ich meine Umgebung als unwirklich oder traumähnlich erlebt. Derealisierung tritt häufig in Verbindung mit Angststörungen und Panikattacken auf, kann aber auch in anderen Kontexten wie Stress, Schlafmangel oder Drogenkonsum vorkommen. Es ist wichtig zu wissen, dass Derealisierung in der Regel vorübergehend ist und oft abnimmt, sobald die zugrunde liegende Angst oder der Stress nachlässt. Während meiner Recherchen habe ich Menschen kennenlernen dürfen, die angaben mehr als 10 Jahre unter Derealisierung zu leiden. Ausgelöst wurden diese meist durch ihre Angst und Panikattacken.
„Man fühlt sich von der Welt um einen herum losgelöst, als ob man als Beobachter agiert, statt aktiv teilzunehmen.“
Einmal, nach meiner heftigsten Panikattacke, hatte ich eine Depersonalisierung. Diese fühlt sich noch seltsamer an, als die Derealisierungen. Ich habe in den Spiegel geschaut und wusste nicht, wer der Mensch war, der mir da gegenüber stand. Ich verlor über 3 Monate lang jeglichen Bezug zur mir selbst. Ich blickte auf meine Hände, wusste zwar wofür diese gedacht sind, diese waren jedoch komplett fremd für mich. Alles war fremd für mich. Sachen die ich normalerweise täglich tat, fühlten sich von einen auf den anderen Tag so an, als würde ich sie zum ersten Mal machen. Ich hatte über 3 Monate lang das Gefühl, dass ich nicht mehr Herr über meine Gedanken, Gefühle, Aktionen und Worte war. Im Grund ist Depersonalisierung ein Zustand, in dem sich eine Person von sich selbst entfremdet fühlt. Es handelt sich um ein Gefühl der Entkopplung von der eigenen Identität, als ob man sich selbst von außen beobachtet oder sich selbst nicht mehr richtig spürt. Menschen, die unter Depersonalisierung leiden, haben das Gefühl, dass ihr Körper oder ihre Gedanken nicht mehr zu ihnen gehören, oder dass sie sich in ihrem eigenen Leben wie in einem Film oder einem Traum befinden.
Die Panikattacken und meine Derealisierungen lösten bei mir verschiedene Suchtmechanismen aus. Die Derealisierungen fühlten sich so leer und entkoppelt von der Realität an, dass ich ständig auf der Suche nach etwas war, das mir das Gefühl von Leben zurückgab. Ich brauchte etwas, das mich wieder erdete, mich fühlbar machte – sei es in Form von Ablenkung, extremen Erfahrungen oder Substanzen (vor allem Nikotin – Snus). Diese ständige Suche nach Intensität, nach einem Moment des „Lebens“, ließ mich tiefer in Suchtverhalten abrutschen, als Versuch, die Leere zu füllen, die mich umgab.
Was ich an dieser Stelle noch erwähnen möchte, da es wichtig zu sagen ist, ist die Tatsache, dass auch die Antidepressiva, die ich über 3 Jahre eingenommen habe, bei mir starkes Suchtverhalten ausgelöst haben. Ich war bis 2012 kein Mensch der Süchte hatte. Kaum kamen bei mir die Antidepressiva zum Einsatz entwickelte ich starke Süchte. Die Antidepressiva haben mich so hart vom Leben entkoppelt, dass sich alles einfach leer und nicht-existent anfühlte. Dieser Zustand sorgte dafür, dass mich ausschließlich Adrenalinschub um Adrenalinschub am Leben hielt.
Bei den Derealisierungen und Depersonalisierungen sah es nicht anders aus. Das Einzige was mir das Gefühl von Hoffnung und Leben gab war der „Kick“. Du musst dir das wie folgt vorstellen: Die Antidepressiva, Derealisierungen und Depersonalisierungen gaben mir das Gefühl irgendwo aber nicht auf dieser Welt zu sein. Es fühlte sich nach allem an, nur nicht nach Leben. Der menschliche Geist und vor allem der Körper sehen sich jedoch nach „echtem Leben“. So brauchte ich ständig dieses Adrenalin und Dopamin um überleben zu können. Ohne diese Sucht-Kicks und das ausgelöste Adrenalin und Dopamin wäre ich gestorben. Noch Heute kämpfe ich vereinzelt mit meiner Sucht. Hierbei sind Nikotin und die ständige Suche nach Adrenalin und Dopamin meine größten Herausforderungen.
Über 12 Jahre lang war ich von starken Panikattacken und einer Angststörung gefangen. Heute, nach etwas mehr als zwei Jahren, habe ich endlich mein Leben zurück! Ich genieße jeden Moment, jede Sekunde, jede Begegnung und jeden noch so kleinen Augenblick. Die kleinen Dinge, die früher selbstverständlich schienen, sind jetzt für mich von unschätzbarem Wert – der Duft der frischen Luft, das Lächeln eines Fremden, das Kichern meiner Kinder. Das Leben fühlt sich wieder lebendig an, voller Möglichkeiten und Freude. Die Dunkelheit, die mich so lange umhüllt hat, ist einem strahlenden Licht gewichen, und ich weiß jetzt, dass ich stärker bin, als ich es mir je hätte vorstellen können.
Ich habe gelernt, mit meinen Ängsten zu leben, sie zu akzeptieren, aber sie nicht mehr die Kontrolle über mich haben zu lassen. Heute bin ich derjenige, der das Leben in vollen Zügen lebt, und das fühlt sich unglaublich an. Fairerweise muss ich sagen, dass ich immer noch dem nächsten Dopaminhoch und Adrenalinkick hinterherlaufe. Aber das Leben, mit all seinen Facetten, ist ein Prozess, eine Reise des ERLEBENS und Lernens. Niemand, der behauptet, er wüsste alles und wäre erhaben über alles, spricht die Wahrheit! Die Natur lebt durch Ausdehnung und Fortschritt – auch wenn dieser noch so klein ist. Stillstand bedeutet das Ende. Stillstand bedeutet Tod!
Ich bin dankbar dafür, dass ich auch heute noch mit Herausforderungen konfrontiert werde. Durch diese Herausforderungen lerne ich, wachse ich, und sie formen mich zu dem, was ich bin und was ich sein soll – Mensch!
Ich weiß, dass es in Deutschland oft schwierig ist, seine persönliche Meinung offen zu äußern, ohne sofort mit verächtigen Blicken oder noch Schlimmerem bestraft zu werden. Doch ich tue es trotzdem, weil ich fest davon überzeugt bin, dass jeder Mensch das unveräußerte Recht auf freie Meinungsäußerung hat. Meiner Meinung nach wird dem Thema Angststörungen und Panikattacken weltweit immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Oft werden sie als etwas abgetan, das irgendwie harmlos ist oder zumindest nicht wirklich ernst genommen wird. Jeder hat eine Meinung dazu und viele experimentieren herum, aber letztlich ist man damit immer auf sich allein gestellt. Doch das Leid, das man dabei durchmacht, sollte kein Einzelner alleine tragen müssen. Es ist einfach zu viel für eine einzelne Person.
Die gängigsten Lösungen, die einem angeboten werden, sind Gesprächstherapien und Antidepressiva. Aber beides hat mir persönlich nichts gebracht – im Gegenteil. Gesprächstherapien waren für mich ein sofortiger Auslöser für Panikattacken, und die Antidepressiva haben mich komplett den Bezug zur Realität, zu meinen Gefühlen und meinem analytischen Verstand verlieren lassen. Sie haben mich in einen Zustand versetzt, der alles andere als heilend war. Es gibt jedoch alternative, ganzheitliche Ansätze, mit denen man Panikattacken und Angststörungen gezielt und auf gesunde Weise angehen könnte. Das Problem ist, dass nur wenige Menschen wirklich darüber Bescheid wissen.