Sucht und ihre Verbindung zu Panikattacken und Ängsten
Sucht ist ein komplexes Phänomen, das durch eine Vielzahl von psychischen, sozialen und biologischen Faktoren beeinflusst wird. Ein interessanter Aspekt ist der Zusammenhang zwischen Sucht und Panikattacken oder Ängsten. Für viele Menschen, die mit intensiven Angstzuständen und Panikattacken zu kämpfen haben, kann der Griff zu Suchtmitteln wie Alkohol, Drogen oder anderen Verhaltensweisen als eine kurzfristige Methode erscheinen, um mit ihren inneren Ängsten umzugehen. Der wissenschaftliche Hintergrund dieses Phänomens ist tief in den Neurotransmittern des Gehirns verankert, insbesondere Dopamin, Adrenalin und Serotonin.
Wie Panikattacken und Ängste das Belohnungssystem beeinflussen
Panikattacken und chronische Ängste können das zentrale Nervensystem stark beeinflussen und zu einer dysregulierten Wahrnehmung von Gefühlen und Erlebnissen führen. Während einer Panikattacke ist der Körper einem enormen Stress ausgesetzt, und es werden große Mengen an Stresshormonen wie Adrenalin freigesetzt. Diese körperliche Reaktion ist Teil der „Kampf-oder-Flucht“-Antwort, die uns auf potenzielle Gefahren vorbereitet. Diese extremen körperlichen Reaktionen erzeugen eine sofortige und starke emotionale Reaktion, die sich sowohl körperlich als auch geistig bemerkbar macht.
Menschen, die unter Panikattacken leiden, haben oft das Gefühl, keine Kontrolle über ihre Emotionen und körperlichen Reaktionen zu haben. In solchen Fällen kann die Suche nach einem „schnellen Ausweg“ aus dieser überwältigenden Situation, zum Beispiel durch Alkohol oder Drogen, verlockend erscheinen. Der Konsum von Substanzen wie Alkohol oder Drogen kann das Gehirn zunächst beruhigen und eine kurzfristige Erleichterung verschaffen, indem er das Belohnungssystem stimuliert. Diese Stimulation betrifft hauptsächlich den Neurotransmitter Dopamin, der für das Erleben von Lust und Belohnung verantwortlich ist.
Die Rolle von Dopamin und Adrenalin bei Suchtverhalten
Dopamin ist ein Neurotransmitter, der für das Belohnungssystem des Gehirns von zentraler Bedeutung ist. Es wird in Bereichen des Gehirns wie dem Nucleus accumbens und dem ventralen Tegmentum freigesetzt und spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulierung von Motivation, Belohnung und Vergnügen. Bei Menschen, die unter Ängsten oder Panikattacken leiden, kann das Gleichgewicht des Dopamins gestört sein. In stressigen Situationen, wie einer Panikattacke, kann das Gehirn versuchen, den Dopaminspiegel zu stabilisieren, was jedoch zu einer Überaktivierung der Belohnungszentren führen kann. Dies wiederum macht bestimmte Verhaltensweisen oder Substanzen, die die Dopaminfreisetzung anregen, besonders verlockend.
Ein klassisches Beispiel dafür ist der Konsum von Alkohol oder Drogen, die den Dopaminspiegel im Gehirn vorübergehend anheben und dadurch eine „Linderung“ der Symptome von Angst und Panik bieten. Allerdings ist diese Linderung nur von kurzer Dauer. Die wiederholte Aktivierung dieses Belohnungssystems führt dazu, dass der Körper zunehmend abhängig von der Substanz wird, was zu einem Teufelskreis aus Sucht und Angst führen kann.
Gleichzeitig spielt Adrenalin eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit Sucht und Panikattacken. Adrenalin ist das Hauptstresshormon, das während einer Panikattacke ausgeschüttet wird und die körperlichen Reaktionen wie erhöhter Puls, schnelle Atmung und Zittern verursacht. Chronische Angst kann den Adrenalinspiegel dauerhaft erhöhen, was zu einem Zustand führt, in dem das Gehirn ständig auf Übererregung eingestellt ist. Dies kann zu einem konstanten Bedürfnis nach etwas werden, das den Körper beruhigt, was wiederum den Drang zur Selbstmedikation mit Suchtmitteln verstärken kann.
Serotonin und seine Rolle im Zusammenhang mit Angst und Sucht
Serotonin ist ein weiterer wichtiger Neurotransmitter, der bei der Regulierung von Stimmung, Schlaf, Appetit und Angst eine zentrale Rolle spielt. Ein niedriger Serotoninspiegel wird häufig mit Angstzuständen, Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Wenn jemand unter Panikattacken oder chronischen Ängsten leidet, kann dies die Produktion und Regulierung von Serotonin im Gehirn beeinträchtigen, was die Symptome weiter verschärft.
Substanzen wie Alkohol und Drogen können vorübergehend die Serotoninfreisetzung beeinflussen und damit die Symptome der Angst lindern. Doch auch hier ist die Linderung nur von kurzer Dauer, und der langfristige Konsum führt zu einer weiteren Störung des Serotoninhaushalts im Gehirn. Dies kann sowohl die Ängste verstärken als auch das Risiko für eine Suchtentwicklung erhöhen.
Wechselwirkungen zwischen Neurotransmittern und Suchtverhalten
Die Wechselwirkungen zwischen Dopamin, Adrenalin und Serotonin zeigen, wie komplex die biologische Grundlage von Angst und Sucht ist. Bei Menschen, die unter chronischen Angstzuständen oder Panikattacken leiden, ist das Belohnungssystem des Gehirns oft dysreguliert, was das Risiko erhöht, nach Substanzen zu greifen, die kurzfristig eine Linderung verschaffen. Diese Substanzen wirken auf das Gehirn, indem sie die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin und Serotonin beeinflussen, was zu einer vorübergehenden Erleichterung führt.
Doch mit der Zeit kann diese Art der Selbstmedikation den Neurotransmitterhaushalt weiter stören und zu einer zunehmenden Abhängigkeit führen. Das Gehirn gewöhnt sich an die wiederholte Aktivierung des Belohnungssystems, wodurch der Betroffene immer mehr von der Substanz benötigt, um die gleiche Erleichterung zu erfahren. Dies führt zu einer verstärkten Suchtentwicklung, während die zugrunde liegende Angststörung weiterhin bestehen bleibt.
Meine eigene Erfahrung
Die Panikattacken und meine Derealisierungen lösten bei mir verschiedene Suchtmechanismen aus. Die Derealisierungen fühlten sich so leer und entkoppelt von der Realität an, dass ich ständig auf der Suche nach etwas war, das mir das Gefühl von Leben zurückgab. Ich brauchte etwas, das mich wieder erdete, mich fühlbar machte – sei es in Form von Ablenkung, extremen Erfahrungen oder Substanzen (vor allem Nikotin – Snus). Diese ständige Suche nach Intensität, nach einem Moment des „Lebens“, ließ mich tiefer in Suchtverhalten abrutschen, als Versuch, die Leere zu füllen, die mich umgab.
Was ich an dieser Stelle noch erwähnen möchte, da es wichtig zu sagen ist, ist die Tatsache, dass auch die Antidepressiva, die ich über 3 Jahre eingenommen habe, bei mir starkes Suchtverhalten ausgelöst haben. Ich war bis 2012 kein Mensch der Süchte hatte. Kaum kamen bei mir die Antidepressiva zum Einsatz entwickelte ich starke Süchte. Die Antidepressiva haben mich so hart vom Leben entkoppelt, dass sich alles einfach leer und nicht-existent anfühlte. Dieser Zustand sorgte dafür, dass mich ausschließlich Adrenalinschub um Adrenalinschub am Leben hielt.
Bei den Derealisierungen und Depersonalisierungen sah es nicht anders aus. Das Einzige was mir das Gefühl von Hoffnung und Leben gab war der „Kick“. Du musst dir das wie folgt vorstellen: Die Antidepressiva, Derealisierungen und Depersonalisierungen gaben mir das Gefühl irgendwo aber nicht auf dieser Welt zu sein. Es fühlte sich nach allem an, nur nicht nach Leben. Der menschliche Geist und vor allem der Körper sehen sich jedoch nach „echtem Leben“. So brauchte ich ständig dieses Adrenalin und Dopamin um überleben zu können. Ohne diese Sucht-Kicks und das ausgelöste Adrenalin und Dopamin wäre ich gestorben. Noch Heute kämpfe ich vereinzelt mit meiner Sucht. Hierbei sind Nikotin und die ständige Suche nach Adrenalin und Dopamin meine größten Herausforderungen.